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George arbeitet schon seit langer Zeit mit Unix, sowohl mit kommerziellen, als auch freien Derivaten. Als begeisterter NEdit Anwender benutzt er den Editor unter vier verschiedenen Unixen.
Was wäre die Unixwelt ohne Editoren? Natürlich gilt diese Frage auch für
nahezu jedes andere Betriebssystem. Allerdings ist Unix hier, wie so oft, der Vorreiter.
Ursprünglich kamen Unix Systeme ohne eine graphische Oberfläche daher,
vielmehr arbeiteten sie im Textmodus. In Sachen Benutzerfreundlichkeit waren diese
System mit den heute gägigen Unixen nicht vergleichbar.
So kam kaum ein Anwender an vi vorbei, einem Texteditor, dessen Bedienung
mehr als nur gewöhnungsbedürftig war. Unix und vi sind genauso
unzertrennlich, wie etwa DOS und Windows. Mit der Zeit entwickelte sich vi weiter,
und zwar zu vim, vi-improved. Dieser bot so unglaubliche
Neuerungen, wie etwa das Löschen von Zeichen, die vor dem Cursor stehen, und zwar mittels
der Backspace Taste. Eine Revolution!
Der Leser möge mir meine Ironie verzeihen...vi ist immer noch recht hilfreich. Er bietet eine große Zahl von Möglichkeiten; einige, die man bei allen anderen Texteditoren vermißt. Jedoch sollte jeder, der mit vi zu arbeiten anfangen möchte, das Handbuch griffbereit halten. Es gibt halt kein Menü, welches den Benutzer bequem alle Möglichkeiten per Mausklick aussuchen lässt. Man muss schon die Kommandos und Optionen kennen.
Der zweite "Bolide" in der Kategorie Texteditoren hatte die Unixwelt R. Stallman, "Vater" von
GNU, zu verdanken (ohne ihn hätte man wohl kaum Gelegenheit, die Vorzüge freier Software zu nutzen).
Natürlich ist hier die Rede von Emacs, auch bekannt als EscapeMetaAltControlShift.
Genauer gesagt handelt es sich hierbei um einen Texteditor, dessen Zielgruppe offensichtlich Kraken oder
Besitzer von Rechnern mit Pedalen sind.
Ganz im Ernst: Emacs ist ein phantastisches Programm, allerdings bedarf es einer relativen
langen Lernphase, bevor man mit den Kontrolsequenzen umgehen kann, die Emaces zu dem mächtigen
Werkzeug machen, das es ist.
Xemacs, die X Version, ist noch mächtiger, quasi ein Schweitzer Taschenmesser:
Das Progamm kommt als Texteditor, Newsreader, Webbrowser, uvm. daher, wirklich ein
richtiger Alleskönner. Hier ein Versuch, eine Vorstellung von der Größe
von Xemacs zu geben:
Die Übersetzung des Programmes auf einem 68030/25 MHz mit 16 MB Hauptspeicher
(ok, man muss schon ein wenig masochistisch veranlagt sein) unter Linux, dauert
nur 18 Stunden.
Von Anfang an wurde diese beiden (bzw. drei, falls man Xemacs als eigenständiges
Programm sieht) Editoren unter Unix eingesetzt. Bis heute wurden sie darüber hinaus auf
viele andere Plattformen portiert. Es ist kein Zufall, dass diese Editoren als Standardwerkzeuge
gelten. Heutzutage finden immer mehr Benutzer zu den frei verfügbaren Unix Derivaten, deren
(Weiter-)Entwicklung sich beschleunigt. Zur Zeit stehen mindestens 50 Editoren der Unixwelt
zur Verfügung.
Nun stellt sich die Frage, warum ausgerechnet NEdit?
NEdit ist zu finden unter:
http://nedit.org/
Dort gibt es sowohl die Quelltexte, als auch bereits fertig übersetzte Programmversionen.
Es ist noch gar nicht so lange her (seit Dezember 1999), dass NEdit unter der GPL vertrieben wird. Deswegen ist er bisher noch nicht fester "regulärer" Bestandteil vieler Linux, NetBSD, FreeBSD (usw.) Distributionen.
Ein weiterer Grund, weshalb die meisten Benutzer freier Unixe keinen Zugriff
auf NEdit und so keine Chance, seine Vorteile zu nutzen, hatten, ist halt die
Vielzahl an verfügbaren Editoren.
Seit seiner Entwicklung bei Fermi National Accelerator Laboratory, wurde
NEdit unter der "Fermitools License" vertrieben. Zusätzlich
kommt noch hinzu, dass das Programm die Motif Bibliotheken verwendet, sodass
es bis vor kurzem nicht möglich war, NEdit zu verwenden, ohne Motif
zu erwerben. Motif ist eine kommerzielle Bibliothek für die Programmierung
grafischer Benutzeroberflächen.
Glücklicherweise gibt es eine frei verfügbare Bibliothek namens
Lesstif, mittels welcher es möglich wird, Motif Programme
ohne die kommerzielle Bibliothek zu verwenden. Dank Lesstif werden zukünftige
Version von NEdit unter der Gnu Public License verfügbar sein, GPL!
Dadurch wird NEdit möglicherweise fester Bestandteil vieler Distributionen
werden.
Zur Zeit befindet sich Lesstif in konstanter Weiterentwicklung und entwächst
langsam den Kinderschuhen. Es gibt noch ein paar Probleme, vorallem Mausklicke betreffend, jedoch
nichts, was wirklich kritisch wäre. Später wird darauf nochmals eingegangen werden.
Ursprünglich wurde NEdit für die kommerziellen Unixe vertrieben,
vorallem wegen der Verwendung von Motif
Es gibt übersetzte Versionen für Irix (SGI), Solaris (Sun), AIX (IBM),
HP-UX, VMS...alle unter Verwendung von Motif.
Wer Linux, FreeBSD oder NetBSD verwendet, kann sich die Quellen herunterladen und
mit Lesstif (http://www.lesstif.org)
kompilieren.
Für Solaris 2.6 lädt man die bereits mit Motif übersetzte Version
herunter. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Patches, die von Sun bereitgestellt werden,
zu installieren. Diese sind unter http://www.sun.com zu finden.
Die original Solaris Motif Bibliotheken (shared) sind fehlerhaft.
Die Installation ist wirklich einfach: es müssen nur die ausführbaren Programme in ein Verzeichnis nach Wahl kopiert werden. Warum Programme? Es gibt noch eine Client Version, genannt nc, durch welche NEdit im Client-Server Modus verwendet werden kann.
Bildschirmfenster
NEdit ist ein graphisch basierter Editor, mit vielen Funktionen.
Die grafische Oberfläche ermöglicht es dem Benutzer, NEdit gänzlich
mittels Maus unter Verwendung von Menüs zu bedienen.
Es gibt für einzelne Unterpunkte Tastenkombinationen, Dialogboxen, uvm.
Die Konfiguration erfolgt mittels eines Menüs für Einstellungen.
Alle Einstellungen, die in der Datei .nedit gesichert werden, können ggfs.
auch manuell geändert werden, z.B. halt mit NEdit.
Das Programm bietet die Art von individueller Anpassung, die die meisten Unix Anwender gewohnt
sind. Über X Ressourcen können viele Einstellungen vorgenommen werden, z.B. kann bestimmt
werden, wie in ausgewählten Dateien das Hervorheben von Syntaxkonstrukten geschehen soll,
etwa für C, Fortran, Pascal oder HTML Dateien.
Ebenso kann man eigene Hervorhebungen über Patterns definieren. Ein Pattern besteht
aus einem entsprechenden regulären Ausdruck für jeden Stil, bestehend aus Schriftart und
Farbe. Entspricht ein Text diesem regulären Ausdruck, wird er unter Verwendung der festgelegten Schriftart
und Farbe dargestellt.
Öffnet man z.B. ein Datei mit der Endung .c, so werden durch NEdit bestimmte
Hervorhebungen sowie Textformatierung verwendet, wodurch das Lesen erleichtert werden soll.
Sollte die Datei nicht die entsprechende Endung aufweisen, so kann man die Syntax-Hervorhebung
für die jeweilige Sprache mittels des Einstellungen Menüs aktivieren.
Daneben gibt es natürlich auch alles, was man für die Arbeit mit Texten benötigt,
angefangen mit Ausschneiden/Kopieren/Einfügen von Text, über Suchen und Ersetzen, Zeilennummern,
uvm.
Interessant ist die Möglichkeit, Textspalten auszuwählen, um sie
zu kopieren oder einzufügen.
Wer mit einer Drei-Tasten-Maus arbeitet, dem stehen noch weitere Optionen, wie etwa eine zweite
Auswahl, zur Verfügung. Dadurch kann markierter Text (Primärauswahl) verwendet werden,
ohne diesen vorher ausgeschnitten zu haben.
Eine weitere bemerkenswerte Option ist das Füllen von Paragraphen. Dem Leser sei es an dieser Stelle selbst überlassen, mit diesem schönen Konzept ein wenig zu spielen. Wer interessiert ist, sollte einen Blick in die Dokumentation werfen.
Das war natürlich noch nicht alles, was NEdit zu bieten hat. Es können Shell Kommandos innerhalb eines Fenster verwendet werden, die Ausgabe wird an der jeweiligen Cursorposition eingefügt.
Die Erzeugung von Makros wird mittels eines interaktiven Modus recht einfach. Tatsächlich kommt NEdit mit einer eigenen Makrosprache daher. Durch diese wird es möglich, sich einen eigenen Satz von Werkzeug zu schaffen, welcher die Effizienz erhöht.
Nedit kann mittels dem nc Client mit sog. IDEs (integrierten Entwicklungsumgebungen), wie
etwa dem SGI CaseVision, kommunizieren.
Programmierer können Klammerung einfach durch Auswahl eines entsprechenden
Menüpunktes überprüfen.
Eingebundenen Dateien (includes) können automatisch geöffnet werden.
Wird eine C Quelldatei geöffnet und etwa eine Zeile wie
#include "config.h"
ausgewählt, kann über den Menüpunkt "Open selected"
NEdit dazu veranlasst werden, die Datei config.h anzuzeigen.
Eine weitere wirkliche schöne Option von NEdit ist die Suche mittels
regulärer Ausdrücke.
Es lohnt sich einen Blick in das contrib Verzeichnis des fnal FTP Servers zu werfen: (ftp://ftp.fnal.gov/pub/nedit). Auch interessant ist das Makro Verzeichnis http://www.nedit.org/macro. Durch diese Makros können die Fähigkeiten von NEdit noch weiter aufgebohrt werden.
Wie bereits gesehen, wird NEdit mittels des Präferenzen Menüs konfiguriert.
Die meisten Optionen können von hier aus selektiert werden.
Standardeinstellungen haben ein Haupt- und ein Untermenü.
Das Hauptmenü betrifft dabei die Einstellungen des jeweils aktuellen Fensters, während
das Untermenü NEdit im Allgemeinen steuert.
Vom Hauptmenü aus können Syntax Hervorhebungen, Einrücken, Abstände, Schriftarten, usw.
für bestimmte Sprachen gewählt werden.
Im Untermenü können weitere Optionen, etwa Menüeinträge betreffend gewählt werden.
Werden die Einstellungen gesichert, erstellt NEdit eine entsprechende Datei, die bei Programmstart eingelesen
wird.
Das ist natürlich klar und bedarf keiner weiteren Erklärungen...ausserdem findet man dazu noch
weitere Informationen in der Dokumentation.
Desweiteren erlaubt es NEdit dem Benutzer, anspruchsvollere Einstellungen durch
X Konfigurationsdateien vorzunehmen.
Die Datei, die erstellt wird, wenn die Präferenzen gespeichert werden, hat das gleiche Format wie
die Dateien .Xdefaults und .Xresources.
Dadurch wird es möglich, den Inhalt der datei .nedit direkt in die oben genannten Dateien
einzufügen.
Diese Art der Anpassung (mittels X Ressourcen) ist recht interessant für
einige Unixe und lässt NEdit etwaige Systemvorteile nutzen.
Es wird auch dann notwendig, sollte man die Tastaturkombinationen anpassen wollen.
Hauptgrund hierfür dürfte die Belegung der Delete Taste sein.
Standardmäßig verhält diese sich nämlich wie die Backspace
Taste. Dies kann durch Verwendung der X Ressourcen geändert werden.
Bei den mit Lesstif vorübersetzten Versionen verhält sich die Maus manchmal ein wenig eigen.
Zum Beispiel kann es zu Problemen bei der Wahl eines Namens im Dateidialog kommen.
Die Lösung: Anstelle des Doppelklickes, lieber die Return Taste verwenden, sobald der
Dateiname selektiert worden ist.
Ein weiteres kleines Problem betrifft den Dialog zum Öffnen von Dateien.
Es kann vorkommen, dass keine Dateinamen im Fenster angezeigt werden.
In dieser Situation sollte man ein "/" an den Anfang des Verzeichnisnamens
im Filterfeld setzen.
Ein typisches Problem: Tastaturkombinationen funktionieren nicht. Abhilfe schafft das Deaktivieren
von CapsLock, NumLock, usw.
NEdit wird im Allgemeinen mittels dem Befehl nedit oder durch Doppelklick auf das entsprechende Icon aufgerufen. Natürlich hängen Desktop Icons und Startmenü vom jeweils verwendeten Fenstermanager ab.
Meistens startet man für jede Datei jeweils eine eigene Instanz von NEdit. Werden also zehn Dateien geöffnet, wird NEdit zehnmal gestartet. Dies ist der Normalfall, manchmal möglicherweise ein wenig nervig. Der Autor ist ein glücklicher Amigianer (jawohl, das gibt es noch!) und in der Lage, mehrere Dateien auf dem Bildschirm zu öffnen.
Nachdem so nun der Name Amiga erfolgreich in einem Unixartikel plaziert worden ist,
zurück zu NEdit.
Das Arbeiten mit NEdit ist recht intuitiv. Alles kann mittels Menüeinträgen oder Tastaturkombinationen
bewerkstelligt werden. Die Maus ist in einer grafischen Umgebung natürlich recht wichtig und eine Drei-Tasten-Maus
noch besser.
Liebhaber von Tastenkombinationen werden eine umfangreiche Liste solcher vorfinden.
ein paar Beispiele
Ctrl + Backspace -> Das Wort vor dem Cursor löschen
Ctrl + U -> Text bis zum Zeilenanfang löschen
Ctrl + Delete -> Text bis zum Zeilenende löschen
Ctrl + Pfeiltaste-Rechts -> den Cursor ein Wort weiter bewegen. Pfeiltaste-Links analog dazu ein Wort zurück.
Ctrl + Return -> Zeilenumbruch mit automatischem Einrücken
Man kann für das Fenster eine bestimmte Größe als Standard vorgeben und
dieses für eine einzelne Datei aufteilen, wodurch das Arbeiten mit langen Texten einfacher wird.
Suchen und Ersetzen von Text kann in Abhängigkeit von Gross-/Kleinschreibung erfolgen.
Die Menüpunkte "Find again" und "Replace again" ermöglichen die wiederholte Suche
und das wiederholte Ersetzen der gleichen Zeichenkette im gesamten Text.
Selbiges funktioniert auch für markierten Text, sogar, wenn der Text sich in einem anderen
Fenster oder einem anderen Programm befindet.
Das Erzeugen von Makros ist auch recht einfach. Man wählt einfach den Lernmodus im Makromenü aus, durch "Learn keystrokes". NEdit merkt sich dann die gedrückten Tasten und ausgewählten Menükommandos. Durch Anklicken des "Paste learn" Knopfes innerhalb des Dialoges zur Makroerzeugung wird das Ergebnis in den Rumpf des Makros eingefügt.
Sollte es einmal zum Systemabsturz kommen (eher selten, betrachtet man doch Unix...), kann der bearbeitete Text zurückgesichert werden, legt NEdit doch eine Sicherheitskopie der Datei an. Alles, was man dann noch tun muss, ist, die Rettungsdatei umzubenennen und alles ist (fast) so, wie es vor dem Absturz war.
Die Onlinehilfe ist nahezu vollständig.
Kurz, es ist recht einfach, das Programm zu erkunden, was wohl einer der Gründe ist, neben der
großen Zahl von Funktionen, die für die Verwendung von NEdit sprechen.
NEdit ist nicht ressourcenhungrig, arbeitet schnell und, nochmals, ist benutzerfreundlich.
Wer vom Mac, PC, BeOS oder AmigaOS kommt, wird sich schnell mit NEdit vertraut fühlen.
Das Problem mit der Lizensierung ist nun auch gelöst und Lesstif wird immer besser.
Also, warum darauf warten, dass NEdit endlich Teil der Lieblingsdistribution wird ?
Lieber jetzt ausprobieren: nedit.org
Ganz bestimmt wird man nicht enttäuscht sein.
Wir leben in einer großartigen Zeit !